Kapsel-Endoskopie des Dünndarms

Mit der Kapsel-Endoskopie steht seit 2001 eine Methode zur gezielten Diagnostik des gesamten Dünndarms zur Verfügung. Bei diesem Verfahren wird vom Patienten eine Kapsel geschluckt, die den gesamten Magen-Darm-Trakt passiert. Dabei werden zahlreiche Bilder aufgenommen, die durch den Arzt ausgewertet werden.

Untersuchungstechnik:
Die Kapsel hat die Größe von 26 x 11 mm und wiegt ca. 2 g. Sie ist unter anderem mit einer Kamera, Leuchtdioden, einer Batterie sowie einem Sender ausgestattet. Während der Untersuchung werden von der Kapsel zwei bis sechs Bilder pro Sekunde aufgenommen und kabellos übertragen. Der Patient trägt einen speziellen Gürtel mit Sensoren zum Empfang, von dort werden Daten auf ein Aufnahmegerät weitergeleitet. Die Batterie ermöglicht eine Aufnahmezeit von mindestens elf Stunden (maximal ca. 15 Stunden). Am Ende der Untersuchung werden die Daten vom Aufnahmegerät auf einen Computer übertragen.

Durchführung der Kapsel-Endoskopie:
Nach entsprechender Aufklärung und Vorbereitung (ähnlich wie bei der Darmspiegelung) wird die Kapsel vormittags in der Praxis vom Patienten mit etwas Wasser heruntergeschluckt. Im Anschluss wird auf dem Monitor des Aufnahmegerätes kontrolliert, wann die Kapsel den Dünndarm erreicht hat, solange hält sich der Patient in der Praxis auf. Anschließend darf der Patient die Praxis verlassen. Die Kapsel wandert in dieser Zeit durch den Magen-Darm-Trakt und sendet dabei (über die Sensoren im Gürtel) Daten zum Aufnahmegerät. Circa zwei Stunden nach dem Schlucken der Kapsel darf der Patient klare Flüssigkeiten trinken, weitere zwei Stunden später wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Am Nachmittag erscheint der Patient erneut in der Praxis; wenn die Kapsel den gesamten Dünndarm passiert hat, kann die Untersuchung beendet werden. Die Kapsel wird auf natürlichem Weg ausgeschieden.

Indikation zur Durchführung der Kapsel-Endoskopie des Dünndarms
Die Kapsel-Endoskopie wird insbesondere bei Verdacht auf eine Blutungsquelle im Dünndarm (mittlerer Verdauungstrakt) durchgeführt. Oftmals zeigt sich in diesen Fällen bereits eine Blutarmut (Anämie) im Labor. Vor Durchführung einer Kapsel-Endoskopie muss eine Blutungsquelle im oberen und unteren Verdauungstrakt mittels Magen- und Darmspiegelung ausgeschlossen worden sein.

Weitere, allerdings weniger häufig vorliegende Gründe zur Durchführung einer Kapsel-Endoskopie des Dünndarms sind erblich-bedingte Polypen-Syndrome des Dünndarms (sogenannte Polyposis-Syndrome) und in Einzelfällen Fragestellungen bei Morbus Crohn.

Kapsel-Endoskopie
2019-Siegel-SP-Kapselendoskopie-HG-weiss-539